2017 operieren wir alles mit dem Da-Vinci-Roboter – ohne Schnitte“, erklärt Müller. „Wer kann, operiert heute mit dem Roboter, weil das ein Riesenvorteil ist. Die funktionellen Ergebnisse, insbesondere die Kontinenz, sind besser. Auch die Erholungszeit ist kürzer.“ Am fünften Tag konnte Jaskolla die Klinik verlassen. Besonders wichtig war für ihn die lückenlose Nachsorge: „Ich hatte immer Ansprechpartner. Ich fühlte mich nie alleingelassen.“ Im Anschluss ging es in eine dreiwöchige Reha – für die Spezialisten Müller und Voigt ist diese Phase ein zentraler Bestandteil der Behandlung. In der Reha nahm Jaskolla an Gruppensitzungen teil, besuchte Vorträge zur Ernährung und lernte, wie er selbst den Heilungsprozess unterstützen kann. „Man bekommt alles angeboten, aber nichts wird einem aufgedrängt“, beschreibt er. Und auch nach der Reha bleibt er in Behandlung: Knappschaftsfacharzt Voigt betont: „Nachsorgeuntersuchungen sind über mehrere Jahre in drei-, später sechsmonatigen Intervallen erforderlich. So können wir ein Wiederauftreten des Tumors frühzeitig erkennen.“ Zurück in die Normalität Heute blickt Jaskolla zuversichtlich in die Zukunft. Die Tumorwerte sind im Normbereich, die Reha hat ihm gutgetan. Sein größter Wunsch? Er möchte einfach wieder in den gewohnten Alltag zurückkehren. „Ich bin normalerweise dreimal wöchentlich an einer Bottroper Schule in der Hausaufgabenhilfe tätig. Und irgendwann kann ich hoffentlich auch wieder mehr Sport treiben.“ Für ihn beginnt nun ein neues Kapitel: mit einem Ton auf der Gitarre, vertrauten Routinen und dem Gefühl, wieder auf dem Weg ins Leben zu sein. 1Ein Fall wie der von Herrn Jaskolla erfordert die enge Abstimmung verschiedener Fachrichtungen. Wie funktioniert diese Zusammenarbeit? Müller: Bei uns gehen alle diagnostizierten Krebsfälle in eine sogenannte Tumorkonferenz. Dort besprechen wir gemeinsam mit den niedergelassenen Kollegen wie Herrn Voigt sowie den Strahlentherapeuten und Radiologen das weitere Vorgehen. Voigt: Man kennt sich, hat direkte Durchwahlen, kurze Wege. Das macht enorm viel aus. Durch diese enge Abstimmung kann schnell und individuell entschieden werden, was für den Patienten das Beste ist. 2Was macht das Knappschaftsmodell aus medizinischer Sicht besonders? Müller: Es ist tatsächlich einzigartig, dass bei uns Kliniken, Fachärzte und Hausärzte in einem Netzwerk eingebunden sind – von der Uniklinik Bochum bis hin zu kleineren Fachambulanzen. Die Patienten kommen entweder über den Hausarzt oder Urologen direkt in unsere Sprechstunde. Voigt: Wir organisieren im Knappschaftsnetz vieles schon aus der Praxis heraus. Bürokratische Hürden werden auf diese Weise reduziert. Müller: Und wir sind schnell! Bildgebung, Kardiologie, Neurologie – alles ist bei uns im Haus. Das bedeutet: Vom Verdacht bis zur Therapie vergeht im besten Fall nur wenig Zeit. 3Welche weiteren Vorteile bieten sich für die Patientinnen und Patienten? Voigt: Die enge Abstimmung reduziert auch die Angst. Der Patient muss sich nicht mehr allein durch das System kämpfen, er wird begleitet – von der Diagnosestellung über die Therapieentscheidung bis zur Nachsorge. 4 Was wünschen Sie sich für die Zukunft? Müller: Dass unser Modell Schule macht. Die kurzen Wege und die Zusammenarbeit aller Beteiligten – das ist echte Patientenorientierung. Voigt: Und dass Männer lernen, dass Gesundheitsvorsorge kein Zeichen von Schwäche ist, sondern von Verantwortung. INTERVIEW „Man hat kurze Wege, das macht enorm viel aus“ Die Experten Dr. Mirko Müller und Peter Voigt über die Zusammenarbeit im Rundum-versorgt-Netz. Dr. Mirko Müller Chefarzt an der Urologie der Knappschaft Kliniken Bottrop Peter Voigt Facharzt für Urologie mit Praxis in Bottrop
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